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Wirkung von Heimtieren top
Menschen und Tiere leben schon immer in einer Gemeinschaft. Tiere sind für uns schon lange nicht mehr nur Nutztiere, sondern wir betrachten sie mehr und mehr als Freund und Begleiter. Dadurch wurden zunehmend die körperlichen und seelischen Wirkungen von Tieren auf Menschen systematisch untersucht. So ist es kein Geheimnis mehr: Tiere zu Hause fördern das Wohlbefinden und die Gesundheit des Menschen. Dabei wirken Haustiere in vielfacher Weise: pädagogisch, präventiv, psychologisch, therapeutisch. Prof. Reinhold Bergler untersuchte unter anderem die Wirkung von Heimtieren auf Kinder.
Intelligenter durch ein Heimtier? top
Erziehungsziele wie zum Beispiel Verantwortungsbewusstsein, Pflichtbewusstsein, Fürsorglichkeit, Naturverbundenheit, rücksichtsvolles Verhalten, Lebensfreude, Verständnis für andere Menschen, Optimismus werden mit Hilfe eines Heimtieres gefördert. Insgesamt führt das Zusammenleben mit einem Heimtier zu einem höheren EQ.
Früher wurde Intelligenz lediglich als eine Ansammlung von intellektuellen Fähigkeiten verstanden. Heute gehören auch die praktische Intelligenz (PI: unter anderem Körperbewusstsein, Erkennen von praktischen Zusammenhängen, Auswählen der richtigen Werkzeuge) und die soziale Intelligenz (EQ) dazu. Die soziale Intelligenz umfasst Faktoren wie intuitive Fähigkeiten, das Erkennen von Gefühlen bei mir und anderen, die richtige Reaktion auf diese Gefühle, die Fähigkeit zur Selbstmotivation. Heimtiere zeigen ihre Emotionen unkompliziert und ehrlich. Viele Menschen, die sich anderen Menschen gegenüber nicht öffnen können, schaffen dies problemlos gegenüber einem Tier. Zusammengefasst: Tiere leisten als Partner einen wichtigen Beitrag zur Schulung der emotionalen Intelligenz.
Nach einer Untersuchung von Uie-Liang Liou am I.E.T in der Schweiz profitiert als Erwachsener von der heilsamen Wirkung der Tiere auch als älterer Mensch, wenn er als Kind mit einem Tier aufwuchs. Menschen, mit bestimmten Problemen können vom Umgang mit Tieren profitieren, wenn sie früher diese sozialen Beziehungen kennen gelernt haben.
Aber auch für den erwachsenen Menschen können Heimtiere Hilfe leisten. Sie tragen zur Senkung von Blutdruck und zur Kreislaufstabilisierung bei. Menschen mit Heimtieren leiden seltener an Schlafstörungen und Kopfschmerzen. Es wurde beobachtet, dass Menschen, die mit Tieren zusammen leben, wenn sie einen Herzinfarkt erlitten, das Jahr nach der Krankenhausentlassung mit einer höheren Wahrscheinlichkeit überlebten als Patienten ohne Heimtier. Die Tiere sorgen für ein besseres Gesundheitsverhalten, Fördern unser emotionales Wohlbefinden, steigern unser Selbstwertgefühl, Wirken gegen Einsamkeit und Isolation.
Vor allem im Bereich der Stressbewältigung bieten Heimtiere eine positive Unterstützung. Stress ist ein Belastungs-, Bewertungs- und Bewältigungsprozess. Insbesondere die alltäglichen Kleinigkeiten (daily hassles) beeinflussen den Menschen in seiner Stimmungslage, seinem Wohlbefinden und auch in seiner körperlichen Gesundheit. Durch Stress entstehen häufig so genannte psychosomatische Erkrankungen. Ein Heimtier kann uns helfen, Misserfolge in der Partnerschaft, Probleme im beruflichen Bereich, Belastungen durch Hausarbeit, Ärgernisse im Straßenverkehr, etc. besser zu bewältigen. Wir erleben neben diesen unangenehmen Situationen mehr Freude, Entspannung und Entlastung im Zusammenleben mit den Tieren und können die daily hassles leichter ausgleichen.
Ein Heimtier ist dauernd nah, es hat keine wichtigen Verabredungen, muss keine Arbeit tun, hat selten Launen und Stimmungsschwankungen. So vermitteln sie Sicherheit, Halt und Orientierung. Deutlich wurde, dass Menschen länger gesunder leben, wenn sie die Gesellschaft eines Tieres teilen dürfen. Wenn es nicht möglich ist, selbst ein Tier zu halten, helfen Tierbesuchsdienste, um dennoch den Kontakt zu einem Tier zu ermöglichen.
Ein interessanter Gedanke stammt dazu von dem amerikanischen Mediziner Mc Culloch. Tiere reizen zum Lachen und Spielen und würden dadurch die Ausschüttung von Endorphinen im menschlichen Gehirn anregen. Diese Endorphine helfen dem Menschen glücklicher zu sein, verringern das Schmerzempfinden und bauen Stress ab.
Tiergestützte Therapie - was ist das? top
Tiere helfen jedoch auch im direkten therapeutischen Sinne. Therapiehunde in Altenheimen, Kliniken und anderen Institutionen werden in Deutschland schon einige Zeit eingesetzt. Erste tiergestützte Therapien sind schon aus dem späten 18. Jahrhundert dokumentiert. In der Nervenklinik "York Retreat" wurde ein Konzept entwickelt, bei dem die "geistesgestörten" Patienten wie Gäste mit Freundlichkeit und Toleranz behandelt wurden. Und dazu gehörte auch der Umgang und die Übernahme von Pflege und Verantwortung von verschiedenen Kleintieren.
Jede Therapieform, die Tiere in irgendeiner Weise in den therapeutischen Prozess einbezieht, wird als tiergestützt bezeichnet. Das gilt für körperliche wie für seelische Behandlungen. Dabei besuchen zum Beispiel so genannte Therapiehunde kranke und alte Menschen, um eben die oben beschriebenen Wirkungen zu erzielen. Die befragten Patienten bestätigen, dass Tiere emotionale Nähe, Wärme und unbedingte Anerkennung geben.
Viele Autoren vertreten auch die Auffassung, dass die emotionale, soziale und geistige Entwicklung des Menschen in unserer sehr technischen Welt einen Bezug zu anderen Lebewesen und zur Natur benötigt. Andernfalls reife der Mensch nicht zu einer wirklichen Persönlichkeit heran. So werden spezielle Therapieprogramme für Patienten entwickelt, damit sie sich ihren Wurzeln wieder näher kommen. Zum Beispiel existieren spezielle Therapieprogramme für ängstliche Kinder mit Hunden als Therapiehelfer.
Boris M. Levinson hat als einer der ersten den Einsatz von Tieren in der Kinderpsychotherapie untersucht. Danach sprechen unter anderem folgende Argumente für eine tiergestützte Kinderpsychotherapie: Tiere erleichtern den Beginn der Behandlung, dienen als Katalysatoren, sie antworten (im Gegensatz zu Puppen, Stofftieren), in dem sie ihre Gefühle und Bedürfnisse zeigen.
Ein wesentlicher Vorteil der Tiergestützten Therapien ist es, dass sie ihre Effekte erzielt unabhängig von den kognitiven und intelligenten Möglichkeiten des Patienten und auch unabhängig von religiösen oder kulturellen Hintergründen.
Katzen als Co-Therapeuten in der ambulanten Psychotherapie top
In meiner ambulanten psychologisch-psychotherapeutischen Praxis arbeite ich seit mehr als 10 Jahren mit diesen tierischen Freunden. In meine Praxis kommen Patientinnen und Patienten mit den unterschiedlichsten Krankheiten und Problemen, z.B. Depressionen, Ängsten, mangelnder Selbstsicherheit, Beziehungsproblemen, Essstörungen, erlebten Traumata, um nur einige zu nennen. In der Regel erscheinen sie regelmäßig einmal in der Woche zur Behandlung. Als Therapieformen setze ich neben der Verhaltenstherapie, der Tiefenpsychologie auch Gesprächstherapie, Familientherapie und andere ein, teilweise werden auch mehrere Methoden kombiniert. Diese Verfahren werden als methodenübergreifend bezeichnet. Ich arbeite sowohl mit Kindern (ab ca. 3 Jahre) als auch mit Erwachsenen (auch bis in hohe Alter).
Katzen als Anti-Stress-Training top
Meine neun Katzen können in den Behandlungsstunden zugegen sein, aber sie können sich auch entschieden, sich in anderen Teilen des Hauses oder im Garten aufzuhalten. Im Laufe der Therapien entstehen oft neue Beziehungen zwischen Patienten und Katzen, da die Patienten oft viele Monate, manchmal auch länger, regelmäßig zur Behandlung kommen.
Innerhalb dieser Zeit wirken die Katzen als natürliches Anti-Stress-Mittel, vor allem, wenn sie Zuneigung zu bestimmten Patienten entwickeln, sich auf den Schoß der Patienten kuscheln, intensiv einfordern, gestreichelt zu werden und dabei genussvoll schnurren. Die psychologischen Entspannungsmethoden, wie Autogenes Training oder Progressive Muskelentspannung, liefern in der Regel nicht wesentlich bessere Entspannungsergebnisse für den Patienten.
Wie wird aus einer Hauskatze eine Therapiekatze? top
Das beste Beispiel dafür ist die Katze Leila. In meiner psychologisch-psychotherapeutischen Praxis tummelten sich bereits sieben Therapiehelfer als mich ein Notruf der Katzenhilfe erreicht, dass sie viele ausgewachsene Katzen hätten, die sie unbedingt vermitteln müssten. Und da ich ja nun schon vor einiger Zeit eine Katze übernommen hätte.... . Also vereinbaren wir einen Termin, sie würden mir schon mal eine aussuchen... Dort angekommen stelle ich meinen Katzenkorb auf den Fußboden, nehme Kontakt zu den verschiedenen Katzen auf.
Eine junge dunkelbraune multicolour Main Coone suche dringend einen guten Platz. Aber diese ist ein Wirbelwind und das Einfangen und Einsetzen in den Katzenkorb gestaltet sich schwierig. Nach gewissen Anstrengungen (es ist Hochsommer und ziemlich heiß) benötige ich eine Pause und setze mich auf den Boden, um mich auszuruhen. Ein Blick in den Katzenkorb lässt mich stutzten, was ist das? Da sitzt eine Katze drin, aber eben nicht die Ausgesuchte, sondern eine andere! Viele vergebliche Versuche später - das Tier lässt sich nicht bewegen, den Korb freiwillig zu verlassen - erbitte ich einen zweiten Katzenkorb und die psychotherapeutische Katzenfamilie ist gleich um zwei Tiere angewachsen.
Und wo ist jetzt die Therapie? Ganz einfach. Vielen Patienten in meiner Praxis - ganz gleich, ob sie wegen Ängsten, Depressionen, Essstörungen oder anderen Problemen in Behandlung sind - mangelt es an Beharrlichkeit und Kontinuität, sie geben zu schnell auf. Wenn sie die Geschichte von Leila erfahren, wird Ihnen deutlich, dass jeder seine Ziele erreichen kann (auch ein Tier), wenn er sich nur ausdauernd und intensiv für sie einsetzt. Ein solch lebendes Vorbild verdeutlicht dies viel besser, als jede möglich zu erklärende psychologische Theorie.
Katzen als Stellvertreter oder Ähnlichkeiten sind nicht zufällig - Isy zum ersten Mal top
Ein neuer Patient kommt in meine Praxis und sieht Isy. "Oh, was hat die Katze denn da mit ihrem Auge, das sieht aber schlimm aus." Meine Antwort: "Isy ist behindert, so gut wie blind, auf dem einen Auge kann sie gar nicht sehen, auf dem anderen hat sie eine Linsentrübung." Patient: "Aber sie läuft doch herum, springt auf den Tisch, obwohl sie nichts sieht?" "Ja, sie gleicht ihre Behinderung durch andere Sinne aus, wie Hören, Riechen, Fühlen und sie fühlt sich sicher, wenn ich da bin." Nach längerem Nachdenken: "Und wie kann ich meine Probleme ausgleichen....."
So hat Isy als Eisbrecher fungiert, eine Brücke gebaut und die Möglichkeit geschaffen, mit einem fremden Menschen über ein schwieriges Thema wie selbstverständlich zu sprechen.
"Das was wir Menschen in anderen sehen, egal ob Mensch oder Tier, egal ob Äußerlichkeit oder ein Verhalten, es hat immer mit uns selbst zu tun."
Berührung ohne Angst - Isy zum zweiten Mal top
Patienten die eine Traumatisierung erlebt haben, vor allem mit körperlichem Missbrauch und/ oder Misshandlung haben häufig Schwierigkeiten mit körperlicher Nähe. Die Katzen in meiner Praxis gehen auf die Patienten zu, je nach eigenem Naturell eher fordernd oder eher zurückhaltend.
Insbesondere Isy erregt bei Patientinnen mit Traumaerfahrung Aufsehen. Isy stammt wie sein Bruder aus Tunesien. Dort haben beide Katzen einen massiven Katzenschnupfen durchstehen müssen. Ohne mein Eingreifen mit Medikamenten hätte Isy wahrscheinlich nicht überlebt. Und eben dieses Eingreifen hat ihm mehrmals tägliche Augenwaschungen (ein Auge hatte ein Geschwür, auf diesem ist er heute blind), übel schmeckende Medikamente und ständig Hochnehmen beschert. Als in Tunesien frei lebender Kater, war dies für ihn alles andere als angenehm. Aber er hat alle traumatischen Situationen überlebt, wenn auch mit einer Behinderung.
Im Kontakt zu neuen Patienten ist er sehr vorsichtig, lässt sich kaum anfassen, springt bei leichten Geräuschen weg und wenn sich jemand bewegt, sucht er gleich das Weite. Doch hat er zu jemanden Vertrauen gefasst - was aber etliche Therapiestunden dauern kann - dann kommt er zu den Patienten und will gestreichelt und mit Leckerlis versorgt werden. Aber es braucht eben seine Zeit und vorsichtiges auf ihn Zugehen. Patienten, die nicht sehr einfühlsam vorgehen, haben bei ihm keine Chance.
Und genau solche Partner benötigen traumatisierte Patientinnen, Partner mit Geduld, sehr einfühlsam und vorsichtig, vor allem was körperliche Nähe angeht.
Die Katzen in meiner Praxis bieten diese körperliche Nähe als Erfahrung an, ohne Hintergedanken, ehrlich. Und sie richten nicht über den Patienten. Und so kann ein vertrauensvolles Umgehen miteinander entstehen, häufig für Patientinnen der erste unbelastete körperliche Kontakt mit einem anderen Lebewesen. Solche Erfahrungen stärken und machen Mut, es auch in anderen Situationen zu versuchen. Natürlich - wie Isy selbst auch - mit Vorsicht und ganz langsam, damit ich meine eigenen Gefühle genau erspüren kann und feststelle, was mir wirklich gut tut und was nicht.
Angsterkrankungen, klassisches Konditionieren und warum klappern die Mäuse? top
Patienten mit Angsterkrankungen (jeder dritte bis vierte Deutsche entwickelt im Laufe seines Lebens eine Angstproblematik), fragen sich häufig, warum sie vor bestimmten selbstverständlichen Dingen oder Situationen Angst haben. So ist doch z.B. das Einkaufen und das damit häufig in der Schlange anstehen müssen eine alltägliche Gegebenheit, ebenso ist es selbstverständlich, dass wir Auto fahren und dabei auch Tunnel problemlos durchqueren können. Und ein Mensch, der Angst vor Spinnen, Mäusen oder anderem Kleingetier hat, der muss doch verrückt sein oder zumindest bald verrückt werden. Alle Versuche von Freunden und Bekannten, immer wieder zu erklären, dass der betroffene Mensch in dieser Situation keine Angst zu haben brauche, sind ergebnislos. Die Angst ist da und im besten Fall wird sie größer und weitet sich aus.
Die Wiederholungen dieser Aussagen durch einen Therapeuten lösen die Probleme auch nicht. Es ist notwendig, mich meiner Angst zu stellen, immer wieder die Angst auslösenden Situationen aufzusuchen und zu üben und bestenfalls auch zu erkennen, woher diese Ängste kommen. Wie kann mir dabei eine Therapiekatze helfen? Weil sie auf klappernde lila Mäuse reagiert!?
Die psychologische Theorie des Klassischen Konditionierens erklärt, wie es möglich ist, das sich zwei Reizsituationen, die ursprünglich in keiner Weise zusammenhängen, verbinden. Diese Theorie wurde mit Hunden entwickelt. Ein Hund der häufig bei Darbietung von Essen (Sehen und Riechen von Essen führt beim Hund zu Speichelfluss) gleichzeitig ein Klingelgeräusch wahrnimmt, erwartet nach mehrmaliger Wiederholung bereits beim Hören des Klingelgeräusches, das wieder Essen angeboten wird (auch wenn dies nicht der Fall ist). Also speichelt er bereits, wenn er den Klingelton hört, ohne dass das Essen angeboten wird. Jeder Mensch, der einen Hund speicheln sieht, wenn er eine Klingel hört, würde zunächst mal denken, der Hund ist verrückt.
Genauso wie die Hunde im Originalexperiment lassen sich auch Katzen konditionieren. Meine Therapiekatzen mögen eine besondere Sorte Trockenfutter sehr gern. Diese Sorte habe ich in lila Dosen. Wenn ich mit einer solchen Dose klappere, erscheinen gleich mehrere, um sich einen Leckerbissen abzuholen. Für die Katzen ist klar, dass es bei diesem Geräusch etwas zu essen gibt, auch wenn dies nicht immer der Fall ist. Katzen ernähren sich häufig von Kleintieren, besonders Mäusen. Jede "normale" Katze würde sich wundern, dass meine Therapiekatzen denken, dass Mäuse klappern und würde annehmen, dass diese Katzen verrückt sein müssen. Aber für jeden Patienten, der die Hintergründe erfährt, ist klar, die Katze kann zunächst nicht anders, sie hat es so gelernt.
Und was ich gelernt habe, kann ich wieder umlernen. Und schon entwickelt der Patient Verständnis für seine Ängste, sie erscheinen ihm nicht mehr so völlig undurchschaubar. Mit diesem Wissen ist es leichter, sich auf den Weg zu machen, zu erkennen, woher meine Ängste stammen und neue Verknüpfungen zu erlernen. So kann ein erster von vielen Bausteinen für ein verhaltenstherapeutisches Programm gegen die Angst entstehen.
Kater Felix und das operante Lernen top
Viele Patienten haben Schwierigkeiten, verändertes Verhalten, welches sie mit viel Mühe eingeleitet haben, durchzustehen. Meist glauben sie, dass es ein Fortschritt sei, wenn sie es am Ende zwar immer noch nicht schaffen, aber es länger durchhalten. An dieser Stelle kommt Kater Felix ins Spiel. Er ist ein ca. 11 Jahre alter braun getigerter Hauskater mit sehr viel Übergewicht. Bei jeder sich ergebenden Möglichkeit bettelt er innerhalb der Therapiestunden um Leckerlis. Immer wieder unternehme ich einen Versuch, ihn weniger zu füttern, damit er etwas abnimmt oder zumindest nicht weiter zunimmt. Dieses neue Verhalten halte ich für eine bestimmte Zeit durch, aber in Behandlungseinheiten, in denen ich mich besonders konzentrieren muss, gebe ich ihm doch wieder etwas zu essen, damit er mich für einige Zeit in Ruhe lässt.
An dieser Stelle erkläre ich den Patienten die Theorie des operanten Lernens. Diese besagt, dass ein Mensch die Verhaltenshäufigkeit eines bestimmten Verhaltens erhöht, wenn er für diese positiv verstärkt wird (Belohnung). Verhalten wird weniger, wenn es negativ verstärkt wird (Bestrafung). Dieser Effekt funktioniert in der Regel für das unmittelbar davor gezeigte Verhalten. Felix empfindet die Leckerlis sicherlich als Belohnung. Und welches Verhalten hatte er davor? Er hat um Futter gebettelt. Wenn ich in dieser Situation etwas zu essen gebe, verstärke ich sein Verhalten und erreiche damit das er noch häufiger betteln wird..... .
Selbstsicherheit, Gesundheit und Katze Biene top
Eine meiner Katzen (Biene) ist das genaue Gegenteil von Felix. Sie ist sehr wählerisch bezogen auf ihr Essen. Und wenn sie sich nicht besonders gut fühlt (d.h. nicht genügend Aufmerksamkeit von mir erhalten hat), isst sie gar nicht. Felix hingegen isst, damit er sich gut fühlt...
Im letzten Frühjahr war Biene ziemlich mager, so sehr, dass sich sogar der Tierarzt Sorgen gemacht hat. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit habe ich ihr Futter angeboten und sie ermuntert, etwas zu essen - Felix hat dabei mit etwas Abstand gewartet, mit dem sicheren Wissen, dass er sich die Reste (Biene lässt nämlich fast immer Reste liegen, Felix putzt den Teller blank) ergattern wird. Dies hat eine Patientin besonders eingehend beobachtet. Als sie zwei Wochen später wieder zu einem Termin erscheint, stellt sie fest, dass Biene eine andere Katze anfaucht und sagt verwundert: "Hey, das war ja Biene, die hat sich gewehrt! Da muss es ihr ja besser gehen." Diesen Umstand konnte ich nur bestätigen. Nach kurzem Überlegen wurde der Patientin dann klar: logisch, wenn ich mich wehre, geht es mir auch besser. Ich werde mich ab sofort öfter zur Wehr setzen und schneller gesund werden.
Türen öffnen und warum tue ich eigentlich immer Dinge für andere, obwohl mich niemand danach gefragt hat? top
In den kühleren Jahreszeiten ist die große Glastür zwischen Garten und Sprechzimmer geschlossen. Wenn eine Katze vom Garten ins Haus will, setzt sie sich zumeist auf die kleine davor liegende Treppe und wartet, dass ihr geöffnet wird. Wenn ich dies innerhalb der Behandlungsstunde sehe, stehe ich meist auf und öffne die Tür.
Im Laufe der Behandlungseinheiten prüfe ich öfter, ob nicht eine frierende Katze ins Warme möchte. Bei einigen Patienten reicht ein kurzer Blick von mir in Richtung Tür, sie unterbrechen ihr Gespräch, springen schnell auf und öffnen die Türe. Alles geschieht so schnell, dass ich mich noch gar nicht wirklich bewegen konnte und auch obwohl der Sitzplatz der Patienten in der Regel meist weiter bis zur Tür ist als meiner.
Wenn ich dann meinerseits verwundert schaue und nachfrage, warum sie das tun, erfolgt zunächst meist die Antwort, dass die arme Katze ja ins Warme wollte. Ich quittiere diese Antwort mit den Hinweis, dass sie etwas getan hätten, was ich nur gedacht habe, ohne das ich Zeit gehabt hätte, es auszusprechen oder gar selbst zu tun. Dann frage ich nach, ob das nicht öfter der Fall sein könnte. Vielen Patienten wird dabei klar, dass dies eines ihrer häufigen Verhaltensmuster ist. Sie tun oft Dinge, von denen sie annehmen, dass der andere denkt, dass es gut wäre und es sich wünschen würde, ohne dass der andere es ausgesprochen hätte. Dabei vergessen sie sich selbst und ihre Wünsche. Im Laufe der Therapie werden sie lernen, dass sie auch sich selbst und ihre eigenen Bedürfnisse wichtig und ernst nehmen müssen, damit sie wieder gesund werden können.
Die drei K's - erste Variante: Kinder, Kopfschmerzen und Katzen top
In den letzten Jahren konnte festgestellt werden, dass Kinder - häufig bereits im Grundschulalter - unter starken Kopfschmerzen bis hin zur Migräne leiden. Viele von ihnen nehmen regelmäßig Schmerzmittel oder gar Psychopharmaka. Einer der wichtigen Punkte in der Entstehung dieser Kopfschmerzen spielt wiederum Stress. Kinder haben bereits sehr früh einen Wochenplan, der jeden Manager die Haare zu Berge stehen lassen würde. Abgesehen von Schule müssen sie zum Tennis, Fußball, etc., zum Singen, Instrument spielen, etc., zu Pfadfindern und anderen Gruppen, zur Logopädie, Krankengymnastik, Kieferorthopäden, etc. und die "freie Zeit" am Wochenende ist durch Hausaufgaben und Besuche bei Verwandten verplant. Freies ungeplantes Spiel hat keinen Platz in diesen Plänen.
Kinder müssen so frühzeitig den Umgang mit Stress erfahren, müssen lernen, Nein zu sagen, selbstsicherer zu werden und sich zu entspannen. Die eigens dafür entwickelten Programme (zum Beispiel "Bleib locker" und "Stopp den Kopfschmerz" unterstützt durch die Techniker Krankenkasse) enthalten unter anderem Bausteine zur Entspannung, Stressbewältigung, Problemlösetechniken und Selbstsicherheit.
Wenn ich diese Programme in meiner Praxis durchführe, sind natürlich für alle Kinder die Katzen auch ein Thema. Auch hier leisten sie durch ihre feinfühlige und sensible Art ihre Beiträge. Eine Katze, die - trotz der Tatsache, dass zehn aktive Kinder im Raum herumtollen - völlig locker und entspannt in ihrer Hängematte liegt, kann da zunächst Verwunderung auslösen. Die Erklärung, dass sie ihre Entspannung über eine bestimmte Art von Konzentration erzielt, lässt den Einstieg in Konzentrationsübungen, die sonst eher abgelehnt würden, völlig leicht erzeugen. Denn die Kinder sehen, dass diese Art der Technik wirklich funktioniert und wollen auch lernen, was die Katze so ganz natürlich vorlebt.
Die drei K's- zweite Variante: Kommunikationsmodell und Katze Kicki top
Häufig sitzt die Katze Kicki innerhalb der Behandlungsstunden auf meinem Schoß, lässt sich kraulen oder kämmen. Sie liebt das Kämmen, weil sie eine Main Coone ist, d.h. sehr lange, wuschelige Haare hat und sie freut sich, wenn ich ihr bei ihrer Fellpflege helfe. Sie ist übrigens die Tochter von Leila. Gegen Ende der Therapiestunden sage ich häufig zu ihr: "So Kicki, die Stunde ist jetzt zu Ende, Du musst jetzt aufstehen." Kicki schaut mich an, steht auf und springt von meinem Schoß auf den Boden. Viele Patienten fragen nach: "Wie geht denn das? Die Katze hat genau verstanden, was sie zu ihr gesagt haben und macht das auch? Das kann nicht sein!"
In der darauf folgenden Behandlungseinheit bespreche ich mit den Patienten nunmehr einen Teil des Kommunikationsmodells. Ich erkläre, dass wir einerseits verbale, gesprochene Inhalte übermitteln. Gleichzeitig bedienen wir uns aber auch der nonverbalen Kommunikation, um das Gesagte zu unterstreichen.
Nonverbal werden die Körpersprache und die Paralinguistik von uns verwendet. Dabei setzt sich die Körpersprache aus Mimik und Gestik zusammen, die Paralinguistik aus Tonfall, Sprechhöhe und Sprechtempo. Tiere sind wirkliche Meister in nonverbaler Kommunikation. So reicht eine minimale Muskelbewegung - die der Patient nicht wahrnehmen kann, Kicki aber durchaus - in meinen Oberschenkeln aus, dass Kicki weiß, dass ich unmittelbar danach aufstehen werde (siehe oben auch zu Klassischer Konditionierung). Also reagiert sie, steht auf und springt auf den Boden.
Im Alltag benutzten wir die nonverbale Kommunikation leider nicht immer so eindeutig. Wir sagen das eine, zeigen aber mittels Körpersprache und Paralinguistik das andere. Für unser Gegenüber ist es nun schwer, wirklich zu wissen, was wir wollen und meinen. Nur wenn wir eine klare, deutliche Kommunikation auf allen Ebenen führen, kann der andere tatsächlich verstehen, was ich mitteilen will. Und schon lässt sich ein Teil unserer Beziehungsprobleme mit anderen Menschen lösen. Aber wenn wir uns passend zu dem Gesagten auch verhalten, verstehen sogar Tiere, was wir sagen! Im Umgang mit Kindern ist die klare, eindeutige Kommunikation besonders wichtig. Zusammenfassend: Tiere sind wortlos - aber nicht sprachlos. Und: Nicht nur das Tier an sich - der Dialog mit ihm ist hilfreich.
Futterdose öffnen können und Schulangst bewältigen - hat das was gemeinsam? - Isy nun zum dritten Mal. top
Ein Kind wird in die psychotherapeutische Behandlung gebracht, weil es starke Schulangst hat. Es kann vor lauter Angst nicht mehr zur Schule gehen. Wie sich im Erstgespräch herausstellt, hat es auch Angst vor Katzen. Und dann sind da gleich so viele. ... Aber es will versuchen, sich Isy zu nähern und geht auf ihn zu. Isy läuft weg. Bald versteht das Kind: Jedes Mal wenn ich mich bewege, reagiert Isy erschreckt vor mir und läuft davon. Ich kläre, dass Isy wohl mehr Angst vor ihm hat, als er vor Isy, deshalb läuft Isy davon. Aber in der nächsten Behandlungsstunde kommt Isy vorsichtig wieder, traut sich etwas weiter vor, rennt aber wieder weg.
Wie so üblich entsteht nach kurzer Zeit und einigem Hin und Her eine neue Freundschaft. Das Kind versucht Isy zu motivieren, in dem es ihm zeigt, wie Isy die Futterdose selbst öffnen könnte (Felix, der dicke Hauskater, kann es bereits). Jede Stunde neu werden vom den Kind kleine Hilfestellungen ausgegeben, aber jedes Mal muss Isy auch einen neuen Schritt selbständig machen.
Die Frage, was das Kind von seinen Eltern bräuchte, damit die Schulangst verschwindet: sie müssten mich nur ein bisschen unterstützten und an mich glauben, "Du schaffst es" sagen. Bei einigen Elterngesprächen wird dieser Punkt besprochen und die Eltern lernen, dem Kind einerseits zu helfen, aber ihm immer mehr selbst zuzutrauen und ihn neue Schritte allein machen zu lassen.
Am Ende der Therapie ist die Schulangst bewältigt und Isy öffnet die Futterdose!
Fragebogen Tiere und seelische Gesundheit top
Nach vielen Jahren tiergestützter Therapie mit Katzen und vielen Beispielen dieser Art habe ich mich im Sommer 2002 entschlossen, einen Fragebogen zu entwickeln. Diesen habe ich an alle Patienten ausgegeben, um zu prüfen, ob die Katzen nicht nur aus meiner Sicht eine Wirkung im Therapieprozess haben und wie Patienten diese Wirkung erleben.
Keiner der Patienten lehnte die Tiere völlig ab, wenigen waren sie gleichgültig. Die große Mehrheit aller Patienten beurteilte die Wirkung der Katzen als positiv.
Mit insgesamt 25 Fragen, die die Patienten anhand einer fünfstufigen Skala beantworten mussten und offenen Fragen, bei denen sie ihr Verhältnis zu den Katzen und auch anderen Tieren beschreiben konnten, habe ich verschiedene Dimensionen erfasst. Grundsätzlich wollte ich wissen, ob die Katzen überhaupt einen Einfluss auf die Behandlung haben, ob sie zum Erfolg der Therapie beigetragen haben, inwieweit sie die Motivation und die Beziehung des Patienten zu mir verändert haben. Die Ergebnisse werden in der folgenden Übersicht dargestellt.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Katzen die therapeutische Behandlung aus Sicht des Patienten positiv beeinflusst haben, dass die Therapiemotivation wesentlich erhöht und die Therapiedauer verkürzt wurde. Der Einfluss der Tiere auf die Beziehung des Patienten zu mir als Therapeutin war geringer. Das bedeutet für mich, dass ich die Katzen nicht allein die Behandlung übernehmen lassen kann, sondern dass auch meine Person und meine therapeutische Fähigkeit eine wichtige Bedeutung für den Therapieprozess hat. Glücklicherweise!
Außerdem haben die Patienten ihr Geschlecht, ihr Alter, die Länge der bisherigen Therapiedauer sowie die eingesetzte Therapieform (Verhaltenstherapie, Tiefenpsychologische Therapie, andere Therapieformen) angegeben. Dabei konnten keine Altersunterschiede festgestellt werden, Frauen haben die Effekte der Katzen noch positiver beurteilt als Männer und im Rahmen der Verhaltenstherapie waren die Bewertungen ebenfalls höher als bei tiefenpsychologisch behandelten Patienten.
Ergebnisübersicht top
Skala stimmt überhaupt nicht stimmt eher weniger stimmt Stimmt eher mehr stimmt uneingeschränkt
Ich habe eine positive Haltung gegenüber Haustieren, insbesondere Katzen 0 7,9 27,5 49 15,6
Die Katzen hatten eine wichtige Bedeutung innerhalb meiner Therapie 0 17,6 19,6 35,3 27,5
Generell wirkten die Katzen beruhigend und halfen mir bei der Stressbewältigung 0 7,9 19,6 23,5 49
Die Katzen haben meinen Therapieerfolg verbessert 0 11,7 17,6 49 21,7
Die Katzen meine Therapiemotivation erhöht 0 5,9 7,9 31,3 54,9
Die Katzen haben die Beziehung zu meiner Therapeutin verbessert 0 37,2 21,7 33,2 7,9
Die Katzen haben meine Therapiedauer verkürzt 0 27,5 29,4 37,2 5,9
Literaturauswahl Tiergestützte Therapien